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Die anarchistische Kybernetik der Gegenseitigen Hilfe. Selbstorganisation in und nach der Coronavirus-Krise

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journal contribution
posted on 2021-05-25, 08:39 authored by Thomas Swann
Wenn Du einem Anarchisten gesagt hättest, dass es im Mai 2020 in ganz Großbritannien tausende von Gruppen geben würde, die der Idee der Ge-genseitigen Hilfe folgen, dann hätte er Dich vermutlich ausgelacht. Aber genau das ist jetzt geschehen. In der Coronavirus-Krise haben die Anar-chist*innen Recht behalten, was die Tendenz sozialer Gruppen zur Gegen-seitigen Hilfe angeht. In den Gemeinden haben sich Netzwerke gebildet, um diejenigen zu unterstützen, die am härtesten von sozialer Isolation und Lockdown betroffen sind. Obwohl der Begriff der Gegenseitigen Hilfe da-mit im öffentlichen Diskurs angekommen ist, heißt das noch lange nicht, dass plötzlich Hunderttausende, wenn nicht Millionen von Menschen über Nacht zu Anarchist*innen geworden wären. Selbsthilfegruppen knüpfen zwar an die Idee der Gegenseitigen Hilfe an. Offensichtlich ist ihnen ein Aspekt aber noch nicht in ausreichendem Maße bewusst. Dass nämlich – wie die Anarchist*innen betonen – eine wesentliche Bedingung für effek-tive Gegenseitige Hilfe die Selbstorganisation ist. Ich möchte hier verdeutlichen, dass die gegenwärtige Krise (so wie auch Jim Donaghey2 in diesem Blog argumentiert3) dem Anarchismus eine Chance eröffnet, und dass die Förderung von selbstorganisierten Prozes-sen in den entstandenen Netzwerken der Gegenseitigen Hilfe eine Mög-lichkeit sein könnte, diese Chance zu nutzen. Nehmen wir einmal an, Gruppen Gegenseitiger Hilfe wären die soziale Basis der neuen Zukunft, wie wir sie uns für die Welt nach der Krise vor-stellen. Wie könnte dann sichergestellt werden, dass sie nicht nur neue ökonomische Strukturen zur Ressourcenverteilung schaffen, sondern dass sie auch neue Verwaltungs- und Entscheidungsstrukturen gestalten, die auf partizipatorischer und demokratischer Selbstorganisation basieren? Um eine Antwort zu finden, möchte ich mich in diesem Artikel der Ky-bernetik und ihrer Beziehung zum Anarchismus zuwenden. Ich möchte erläutern, wie wir Netzwerke Gegenseitiger Hilfe als zukunftsfähige selbstorganisierte Systeme verstehen können. Und ich möchte unterstrei-chen, welch herausragende Bedeutung die basisdemokratische Selbstorga-nisation für die Verwaltung dieser Systeme hat.

History

School

  • Social Sciences and Humanities

Department

  • Politics and International Studies

Published in

espero - Libertäre Zeitschrift

Issue

2

Pages

149 - 164

Publisher

Libertad Verlag, Potsdam

Version

  • VoR (Version of Record)

Rights holder

© The Author

Publication date

2021-01-01

Copyright date

2021

eISSN

2700-1598

Language

  • de

Depositor

Dr Thomas Swann. Deposit date: 21 May 2021

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    Loughborough Publications

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