Digitale Medien beeinflussen Schreibgewohnheiten und -prozesse in einem Maße, das die Frage aufwirft, ob computerbasierte Verfahren in gleicher Weise zur Beurteilung von (Recht-)Schreibfähigkeiten geeignet sind wie traditionelle handschriftliche Untersuchungsmethoden.
In dieser Studie untersuchten wir den Einfluss des Schreibmediums (d.h. Hand vs. Tastatur) auf die Textproduktion (d.h. Rechtschreibgenauigkeit, Schreibzeit und Korrekturverhalten) bei Kindern mit und ohne Lese-Rechtschreibstörungen (LRS/RS). Mittels regelspezifischer Analysen differenzierten wir phonologische Aspekte (z.B. linguistische Prozesse der Vokallängendiskrimination) und medium-spezifische schreibmotorische Prozesse (zusätzlicher Tastendruck bei der Groß- und Kleinschreibung auf der Tastatur) bei der Bewertung der Rechtschreibgenauigkeit.
Die Ergebnisse zeigten signifikante Einflüsse des Schreibmediums nur für spezifische Aspekte des Schreibens, wie der Groß- und Kleinschreibung, jedoch keinen allgemeinen Effekt auf linguistische Prozesse. Darüber hinaus zeigte sich, dass Kinder mit LRS/RS in der freien Textproduktion auch ohne automatische Fehlerkorrektur vom Schreiben auf der Computertastatur profitierten.
Unsere Ergebnisse liefern damit weitere empirische Evidenz für das Potential digitaler Medien bei der Erfassung entwicklungsbedingter Störungen der Schriftsprache.